Der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine hat sich inzwischen mehr und mehr auch zu einem Nervenkrieg gegen Westeuropa entwickelt – und manche Symptome bei einigen Leuten lassen erkennen, dass sie diese nervliche Anspannung nur schwer aushalten können oder wollen. Nicht ein möglicher physischer Angriff auf Westeuropa ist im Moment das Risiko, sondern eine panische Fehlreaktion auf Grund der Aktionen Russlands gegen unsere zivile Infrastruktur.
Angriffe auf digitale Systeme, publizistische Aktivitäten, das „Austesten“ der Abwehrbereitschaft im Luftraum durch Flüge von Militärmaschinen mit ausgeschalteten Transpondern, möglicherweise auch das Plazieren von Ballons in Luftströmungen, die diese in Richtung der nordamerikanischen und westeuropäischen Staaten treiben – alles das könnten Aktionen Putins sein, um Nervosität zu erzeugen und die Solidarität der freien Welt mit der Ukraine auszutesten und zu zerstören.
Glücklicherweise hat Putin damit im Moment noch keinerlei Erfolg – im Gegenteil: er hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass der von ihm als dekadent und wenig wehrhaft eingeschätzte Westen nunmehr seit fast einem Jahr stabil geblieben ist und zumindest aktuell eher an Stabilität gewinnt anstatt verliert. Der Antrag auf NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands war von ihm vermutlich nicht einkalkuliert (dass die Türkei da bislang noch bremst, dürfte zumindest nun bald zu Ende sein, da die Türkei wichtigeres zu tun hat, als Putins Ziele zu unterstützen), dass Deutschland anstatt zu Kreuze zu kriechen mit einem 100-Mrd-Programm die Bundeswehr ertüchtigen will, dürfte Putin ebenfalls nicht auf dem Zettel gehabt haben. In Tschechien hat ein westlich orientierter Politiker (ehemaliger NATO-General!) die Wahl gewonnen und damit den Tendenzen zur Spaltung der EU einen Gegenpol gesetzt.
Und dass nun nach der unsäglichen Frau Lambrecht mit Boris Pistorius ein neuer Verteidigungsminister im Bundeskabinett sitzt, der nicht mit der Truppe „fremdelt“, sondern sogar laut wieder darüber nachdenkt, die Wehrpflicht aufleben zu lassen, lässt erkennen, dass auch hier die Kalkulationen Putins vermutlich nicht aufgegangen sind. Dass Deutschland der Ukraine inzwischen in großem Umfang Waffenhilfe leistet und auch anderen Staaten den Export in Deutschland entwickelter Waffen in die Ukraine genehmigt, ist wohl ebenfalls ein Faktor, den Putin bei einer Rot-Grün-dominierten Bundesregierung nicht erwartet hatte, und dass in der „Ampel“ gerade eine Verteidigungspolitikerin der FDP besonders vehement die Unterstützung der Ukraine vorantreibt, sicherlich auch nicht.
Dass mit dem „Manifest“ Sahra Wagenknechts und Alice Schwarzers, unterstützt durch etliche Leute, die aus meiner Sicht hier die letzte Chance sehen, ihre schwindende Popularität in der Bevölkerung nochmals hochzupushen, kein Blumentopf zu gewinnen sein wird, kann man täglich in den Zeitungs- und Leserbriefspalten erkennen. Ich gehe zwar (noch) nicht so weit, dass Wagenknecht und Schwarzer aus dem Kreml oder eher noch aus den russischen Trollfabriken in St. Petersburg fremdgesteuert sind, aber immerhin haben sie sich bereits als „nützliche Idioten“ Putins gezeigt.
Jedenfalls befinden wir uns derzeit in einem Nervenkrieg! Es wird darauf ankommen, wer letztendlich länger die Nerven behält – und da wage ich eine Prognose: wenn es uns und den Staaten des freien Westens gelingt, durchzuhalten, dann wird Putin, der anscheinend inzwischen „in seinem eigenen Laden“ mehr und mehr mit dem Rücken zur Wand agieren und sich der Attacken seiner (ehemaligen?) Paladine erwehren muss, wohl den Kürzeren ziehen.
Standfest bleiben und die Ruhe bewahren! Das dürfte momentan wohl die wichtigste Maxime für den Westen sein – und keineswegs von den Wagenknechts und Schwarzers dieser Welt irremachen lassen.