Was ist heute eigentlich konservativ?

Gerne wird heute immer wieder einmal die Frage gestellt: welche demokratische Partei können Konservative eigentlich (noch) wählen?

Dass die faschismusgeprägte AfD da keine Option sein kann, versteht sich eigentlich von selbst!

Mein Versuch einer Antwort:

da Konservativismus kein „Wert an sich“ ist, sondern sich immer auf Rahmenbedingungen bezieht, können „Konservative“ eigentlich jede Partei wählen, die für den Erhalt der von ihnen präferierten Rahmenbedingungen eintritt.
Das Missverständnis, mit dem viele Menschen zu kämpfen haben, ist, Konservativismus nur mir einer politischen Richtung assoziieren zu wollen. Aber der Konservative, der z.B. dem politischen System der DDR nachtrauert, wählt vermutlich die LINKE, wer die reine Marktwirtschaft von Anfang der 50er präferiert, wählt FDP, wer Sozialdemokratie a la Kurt Schumacher möchte, wählt SPD (ich habe absichtlich drei Beispiele aus verflossenen Epochen gewählt, weil das mit zeitlichem Abstand besser gesehen werden kann, denn keine dieser Strukturen tritt ja in Reinform auf).
Sich selbst als „konservativ“ zu bezeichnen, ist daher eine Leerformel, weil es alles oder nichts besagen kann.
Übrigens steht Konservativismus egal welcher Ausprägung in der latenten Gefahr, dann, wenn er verabsolutiert wird, ins Reaktionäre abzugleiten. Jeder, der sich selbst als konservativ bezeichnet, sollte sich dieser Gefahr bewusst sein und ihr in seinem persönlichen Verhalten gegensteuern.
„Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.“
(1. Thessalonicher 5, 21)

Um die Eingangsfrage ganz konkret zu beantworten: ich selbst bezeichne mich als „konservativ“ in dem Sinne, dass ich das christliche Menschenbild, die katholische Soziallehre bzw. evangelische Sozialethik sowie die Bewahrung von Gottes guter Schöpfung als wichtige Rahmenbedingungen meines Lebens erachte, die ich keineswegs missen möchte. Ich fühle mich daher bei den Christlich-Demokratischen Arbeitnehmern (CDA) und der KlimaUnion sehr gut aufgehoben. Würde die CDU aber eine dieser Rahmenbedingungen aufgeben wollen (und diese Gefahr sehe ich ganz real unter der Ägide ihres derzeitigen Vorsitzenden), würde ich wahrscheinlich meine Parteipräferenz wechseln müssen, um meine wohlverstandenen konservativen Einstellungen noch verwirklicht sehen zu können.

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