Das Olympia-Attentat 1972

Wir erinnern uns heute an das Olympia-Attentat von vor 50 Jahren – ich erinnere mich noch gut, dass wir damals mit dem Schulchor zu einer Probenwoche auf der Wewelsburg waren und das Ereignis bei uns einiges durcheinandergebracht hat.

Die Opfer des Olympia-Attentats 1972

Aber was mir heute auffällt: Radio und Fernsehen sind in diesen Tagen voll mit vermeintlich tiefschürfenden Analysen von irgendwelchen Leuten, die im Abstand eines halben Jahrhunderts genau wissen, was die Polizei damals falsch gemacht hat. Was dabei aber kaum thematisiert wird: das Olympiaattentat war der Angriff einer terroristischen Mörderbande aus Palästina, die eine friedliche Veranstaltung nutzen wollte, einige ihrer Spießgesellen aus der Haft zu befreien. Dem gegenüber stand eine weitgehend arglose westliche Gesellschaft, für die Terrorismus im Grunde genommen keinen Belang hatte, da er bislang in ihren Ländern nicht existierte. Das Olympiaattentat traf damit auf eine weitgehend unvorbereitete Gesellschaft und Polizei. Eine Schuldzuweisung an die damaligen Einsatzkräfte ist daher in meinen Augen höchst ungerecht und trägt Elemente einer Täter-Opfer-Umkehr in sich. In Deutschland bedeutete das, dass anschließend die GSG 9 unter Ulrich Wegener aufgebaut wurde, um künftig auf solche Verbrechen reagieren zu können.

Übrigens war es in der Öffentlichkeit durchaus umstritten, ob man solchen terroristischen Erpressungen widerstehen oder ihnen vielleicht doch besser nachgeben solle. Die sich in den Folgejahren häufenden erpresserischen Flugzeugentführungen waren ein Resultat dieser Unentschlossenheit und auch des Unvorbereitetseins.

Aus meiner Sicht war es schließlich der Beweis dafür, dass der Staat Erpressungen nicht nachgeben darf, als nach den Flugzeugbefreiungen von Entebbe durch israelische Sicherheitskräfte und von Mogadishu durch die GSG 9 der Spuk der terroristischen Flugzeugentführungen plötzlich weitestgehend ein Ende hatte!

Ich finde jedenfalls, dass ein Tag wie heute selbstverständlich primär der Trauer um die unschuldigen Opfer des Olympiaattentats gelten muss, das steht für mich außer Frage! Allerdings gehört auch dazu, den damaligen Sicherheitskräften und ihren Hinterbliebenen Dank auszudrücken für den Mut, unter Einsatz des eigenen Lebens in einer völlig unübersichtlichen Lage für Schutz und Hilfe der Geiseln einzutreten!

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