Auf der Bahn wird‘s eng …

Das ZDF berichtet:

Auch hier rächt es sich wieder, dass über Jahrzehnte hinweg das Schienennetz aus rein finanziellen Erwägungen heraus ausgedünnt worden ist. Die frühere „Maschenstruktur“, die viele Umfahrungen bei Belastungsspitzen möglich gemacht hatte, gibt es vielerorts nicht mehr. Ein Beispiel für viele: die alte Linie von Osterfeld nach Quakenbrück über Coesfeld, Burgsteinfurt und Rheine existiert seit langem nicht mehr bzw. nur noch in rudimentären Teilstücken, dazwischen ist sie heute ein Fahrradweg. Dabei war sie früher eine der Hauptverbindungen für z.B. Kohletransporte vom Ruhrgebiet nach Wilhelmshaven und für Güterverkehr in der Gegenrichtung – dass der Abbau der Strecke auch für den Personenverkehr fatal war, kommt hinzu. Die Verbindung geht heute über die ohnehin schon hochbelastete Strecke über Münster; dass in Münster Planungen der Bahn bestanden (bestehen sie vielleicht sogar noch?), die sog. „Güterumgehungsbahn“ abzubauen und auch den Güterverkehr über das Nadelöhr „Hauptbahnhof“ zu leiten, kann in diesem Zusammenhang nur noch als „Treppenwitz“ anmuten!

Heute konzentriert sich in vielen Gegenden der Bahnbetrieb auf einige Hauptverbindungen; aus dem früheren „Maschennetz“ ist in großen Teilen unseres Landes eine „Baumstruktur“ geworden. Dass Baumstrukturen aber bei außergewöhnlicher Belastung störanfälliger sind als Maschenstrukturen, lehrt uns bereits die Topologie, weswegen z.B. das Internet von vorneherein als Maschennetz aufgebaut worden war („Arpanet“).

Dass in einer Zeit wie jetzt, wo verstärkt wieder Kohle transportiert werden muss und wegen der Dürre die Verfügbarkeit der Wasserstraßen rapide zurückgeht, diese Entwicklung zu erheblichen Engpässen führen kann, weil Güter- und Personenverkehr sich auf die wenigen noch vorhandenen leistungsfähigen Strecken konzentrieren, liegt auf der Hand! Statt der viele Jahre lang praktizierten Zentralisierung wäre es richtiger gewesen, die Resilienz der Verkehrswege durch Dezentralisierung (die es ja gab!) zu sichern. Übrigens gilt das auch für Instandhaltungskapazitäten; es steht zu befürchten, dass die aktuelle hohe Beanspruchung des „rollenden Materials“ bei der Bahn in nicht allzulanger Zeit durch die nur noch wenigen großen Instandhaltungseinrichtungen nicht mehr bewältigt werden kann. Das enge Netz der früher vorhandenen Bahnbetriebswerke wird dann schmerzlich fehlen.

Merke: auch Verkehrswege und Verkehrssysteme sind kritische Infrastrukturen (KRITIS), die man nicht vernachlässigen sollte, will man nicht irgendwann „auf die Nase fallen“!

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