Ob das wohl funktionieren wird?

Bundesgesundheitsminister Karl #Lauterbach und die Gewerkschaft ver.di klopfen sich gerade auf die Schulter ob ihrer neu verhandelten Personalbemessungsvorgaben für die Pflege. So weit, so schön – aber: wird das funktionieren?

ver.di-Pressemeldung vom 7.7.2022 (Ausriss)

Alle wunderschönen Absprachen können nun nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nur dann funktionieren, wenn entsprechend viele Menschen Pflegeberufe ergreifen wollen. Und Strafzahlungen für Krankenhäuser, die die Quote nicht erreichen, führen höchstens dazu, die (übrigens dringend benötigten) Kapazitäten herunterzufahren, um nicht ins Personalbemessungsdefizit zu geraten. Damit ist am Ende aber den pflegebedürftigen kranken oder alten Menschen nicht geholfen!

Menschen werden aber nur dann in größerem Umfang motiviert sein, in Pflegeberufe zu gehen, wenn die Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt die Bezahlung attraktiv sind. Die Tatsache, dass heute ein Personaldefizit in der Pflege besteht, stellt unter Beweis, dass eben diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Die Stellschraube, hier etwas zu verbessern, sind also nicht neue Verordnungen, sondern die Notwendigkeit, mehr Geld ins System zu bringen. Dabei ist es übrigens völlig gleichgültig, ob das durch Versicherungsbeiträge oder aber durch Steuern geschieht – beides muss im Ergebnis durch unsere Volkswirtschaft erarbeitet werden und der Weg, über den der einzelne Euro ins System gelangt, ist herzlich gleichgültig.

Vermutlich werden wir gesamtgesellschaftlich dahin kommen müssen, die „Wertigkeit“ der verschiedenen Berufe für unser Gemeinwesen neu zu bestimmen. Ich mache hier mal einen Versuch: Vermögensverwalter und Börsenmakler könnten durchaus in ihrer durch Einkommen dargestellten Wertigkeit heruntergefahren werden, Pflegekräfte, Pädagogen, Landwirte, aber auch Rettungsdienst- und Feuerwehrkräfte könnten ebenso wie Polizisten eine Aufwertung erfahren. Und ähnliche Beispiele wird man noch mehrere finden können. Wie gehören eigentlich Profifußballer mit ihren teilweise exorbitant hohen Gehältern in dieses System eingeordnet?

Das wird, da bin ich mir sicher, nicht ohne erhebliche gesellschaftliche Diskussionen gehen können – aber diese Diskussion muss geführt werden. Schöne Papiere wie das eingangs zitierte reichen dafür nicht aus. Wann fangen wir diese Diskussion über den an der Bezahlung festzumachenden Stellenwert und die gesamtgesellschaftliche Relevanz von Berufsbildern endlich an?

Dieser Beitrag wurde unter politisches veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.